Natürlich musste mal wieder alles ganz schnell gehen: eine Zuchtauflösung wurde gemeldet und die Tiere sollten sofort abgeholt werden. Keine Kleinigkeit, denn es handelte sich um acht Bernhardiner-Zuchthunde. Zwei siebenjährige Rüden waren dabei und sechs junge Hündinnen. Sie stammen aus drei verschiedenen Würfen, offensichtlich war die Zucht vor zwei Jahren noch sehr aktiv.
Jetzt sollte die Zucht aufgelöst werden und bevor man es sich anders überlegt und die Hunde nach Osteuropa verschachert, konnten wir sie abholen. Aus diesem Grund war Eile angesagt, denn die zweijährigen Hündinnen sind aufgrund ihres Alters eine begehrte Ware. Bernhardiner sind eigentlich keine Moderasse. Allein schon die hohen Futterkosten und ihre wuchtige Erscheinung sollte die sanftmütigen Riesen davor bewahren, ein Jedermanns-Hund zu werden. Doch auch hier gab es einen Bernhardiner-Boom: Nach dem Film "Ein Hund namens Beethoven" zog die Nachfrage an und sofort stiegen Vermehrer in die Riesen-Produktion mit ein.
Für die acht "Bären" ist das Thema jetzt Geschichte. Ihr ganzes Leben haben sie gemeinsam auf einem Grundstück verbracht, sie wurden dort geboren und wussten von nichts anderem. Die Hunde haben das Gelände niemals verlassen und kannten nur ein Leben in ihrer Hundegruppe. Ihre "Befreiung" hat ihnen die "Sicherheit" genommen, die ihnen dieses Leben bot, auch wenn es sich aus Tierschutzsicht um schlechte Haltung gehandelt hat. Jetzt sind sie verunsichert, aus ihrem gewohnten Rudel gerissen und auf sich allein gestellt. Je nach Temperament brauchen sie etwas Zeit, um sich zu akklimatisieren. In ihren Pflegefamilien können sie sich an ihr neues Leben gewöhnen.
Bei Retriever in Not und Liberty for Dogs fragten wir uns, ob wir so viele Bernhardiner unterbringen könnten, denn die meisten unserer Pflegefamilien haben wenig Erfahrung mit so großen Hunden. Doch innerhalb von nur anderthalb Tagen hatte das Pflegestellennetzwerk für alle sechs Hündinnen eine Pflegestelle gefunden, so viele Interessenten hatten sich für die Riesen gemeldet.
Bernhardiner sind tolle Hunde. Aber schon allein wegen ihrer Größe brauchen sie eine konsequente Hand und Menschen, die sie führen können. Die stattlichen Tiere, die für die schwere Arbeit im Rettungsdienst gezüchtet worden sind, brauchen auch als Familienhund sinnvolle Beschäftigung und vor allem eine Aufgabe, die sie fordert. Sie sind keine Schoßhunde, sondern beeindruckend große Tiere, die einen erfahrenen Rudelführer benötigen, den sie akzeptieren.
Am gleichen Tag öffnete sich für vier weitere Libertyhunde das Tor in die Freiheit. Zwei Bobtails, ein Lhasa Apso und ein Shi Tzu konnten wir von einem anderen Vermehrer übernehmen und an unsere Pflegestellen weitergeben. Edwin, der Bobtailrüde, wurde von einer Pflegefamilie der Bobtailnothilfe e.V. aufgenommen. Maron, die Bobtailhündin, war in einem unglaublich verwahrlosten Zustand, ihr Fell hing in großen, verklumpten Fetzen vom Körper. Nach der Schur kam unter dem völlig verfilzten Haarteppich eine zwar etwas abgemagerte, aber augenscheinlich gesunde Maron hervor.
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