50 Hunde konnte Liberty for Dogs 2009 von einem Tierheim in der Slowakei übernehmen. Sie waren aus einer unkontrollierten Massenzucht befreit worden und warteten im völlig überfüllten Tierheim, auf engstem Raum zusammengepfercht, auf Hilfe. Auf diese Weise konnte unser Team zusammen mit unseren Pflegestellen die Aktion der Tierschützer vor Ort tatkräftig unterstützen. Jahrelang hatten die Tierschützer vergeblich um die Schließung der entgleisten Massenzucht gekämpft. Eine „Züchterin“ wollte offensichtlich neue Nackthundrassen auf den heiß umkämpften Hundemarkt werfen: Sie kreuzte Dackel, Mopse und sogar Dalmatiner mit mexikanischen Nackthunden. Offensichtlich mit wenig Erfolg, denn auf der viel zu kleinen Zuchtfarm hatten die mehr als 200 Hunde, die Anfang des Jahres dort gezählt wurden, kaum noch Platz. Nach drei Jahren endlich hatte das Streiten der Tierschützer Erfolg und die Hunde wurden von den Behörden beschlagnahmt.
Nackthunde (wie Chinese Crested, Perro sin Pelo oder der Xoloitzcuintle) sind eigentlich nicht, wie man leicht denken könnte, das Ergebnis perverser Modehundzüchter oder moderner (Qual-)Zuchten, die sich etwa mit dem Heranzüchten fellloser Hunde für Allergiker beschäftigen. Schon vor Jahrtausenden entstand die Haarlosigkeit bei Hunden aus einer Genmutation und wurde in China, in Lateinamerika und in Ägypten weiter gezüchtet. Für das heiße Klima erwies sich die Haarlosigkeit der Tiere wegen des Ungeziefers als durchaus vorteilhaft. Die Hunde besitzen beide Gene, das vor kurzem von Wissenschaftlern entdeckte Haarlos-Gen (FOXI3) und das Gen für die Fellbehaarung. Deswegen gibt es bei der Verpaarung auch immer Nachkommen mit und ohne Fell. Dies unterscheidet CC’s, PIO’S und Xolos vom erst vor wenigen Jahren über einen Gendefekt gezüchteten American Hairless Terrier (AHT), bei dem nur haarlose Eltern auch nackte Welpen zeugen können.
Ob es sich nach heutigen Erkenntnissen bei der Zucht von Nackthunden um Qualzuchten handelt, ist strittig. Es gibt von manchen Tierschutzrechtlern durchaus die Forderung, die Nackthund-Rassen zu verbieten. Das Haarlos-Gen ist nämlich neben der untypischen Tastbehaarung auch für Zahnwuchsveränderungen verantwortlich, außerdem sind bei der Verpaarung von zwei Nackthunden die reinerbigen Embryos ohne Haarwuchs-Gen nicht lebensfähig. Allerdings sind die meisten Nackthunde trotz ihrer Felllosigkeit und scheinbaren Zartheit von robuster Natur und können durchaus 15 Jahre alt werden.
Als Tierschützer stehen wir allerdings auch mit vielen anderen Rassestandards auf Kriegsfuß. Ob nun die auffallend häufigen Herz- und Gehirnkrankheiten von Cavalier King Charles oder die für Bulldoggen und Möpse typischen Erkrankungen der Atmungsorgane, bei allen möglichen Rassen werden oft genug leider auch im Zuchtstandard „rassetypische“ Erkrankungen und „ungewollte“ körperliche Veränderungen in Kauf genommen. Ob der Kopf aufs Kindchenschema extra klein gezüchtet wurde oder der Hund mit seiner Nase kaum noch atmen kann, bei vielen Rassehundausstellungen werden die Erscheinungsbilder der Hunde immer mehr von modischen Geschmacksfragen beeinflusst und viel zu wenig von der Gesundheit der Tiere gelenkt. Ob die Hunderassen überhaupt zum Wohl der Tiere gezüchtet werden, diese Frage muss man wohl in vielen Fällen, leider immer häufiger auch in angeblich seriösen Züchterkreisen, mit einem klaren NEIN! beantworten.
Uns Tierschützern geht es nicht um Rassestandards, schon gar nicht um die äußerlichen Merkmale einer Rasse. Wir sorgen uns um die unglaubliche Menge junger Hunde aller Rassen, die Jahr für Jahr auf den Markt geworfen werden, jedes Jahr bis zu 500.000 allein in Deutschland. Denn überall dort, wo die Hunde aus reinem Profitinteresse und in Massen vermehrt werden, wird das Leben für die Hunde zur Qual. Überall dort gibt es kaum medizinische Versorgung, häufig nicht genug und meist falsches Futter, und dabei immer den Dauerstress von Decken, Trächtigkeit und Werfen. Das ist leider auch hier in Deutschland, in Zeiten, wo sich man gern mit einem Modehündchen schmückt, für viele Tausend Hunde die Tagesordnung. Nicht wenige der Kleinen landen, kaum richtig groß geworden, im nächsten Tierheim, weil sich Herrchen oder Frauchen das Leben mit einem Hund gar nicht oder anders vorgestellt hat.
Wer sicher sein will, dass der Hund, den er sich als neues Familienmitglied ins Haus holen will, verantwortungsvoll gezüchtet wurde, kann sich nur mehr auf sein Vertrauen verlassen. Seriöse Hundezüchter suchen intensiven Kontakt zu ihren Welpenkäufern und stellen, genau wie der Tierschutz, auch unangenehme Fragen. Wer nicht versteht, dass dies nur zum Wohle der Hunde geschieht, landet mit großer Sicherheit bei einem Hundehändler, und wird dabei nicht selten über den Tisch gezogen, denn die Verkaufsmethoden der Hundemafia sind ausgefuchst. Man sollte deshalb sorgsam abwägen und überlegen, ob man sich nicht lieber gleich einen Hund aus dem Tierschutz zu sich nach Hause holt.
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